Fehmarn. In Schleswig-Holstein. Tor nach Dänemark. Gehört habe ich von der Insel, gesehen hatte ich sie bislang noch nie und sie stand auch nicht auf der Wunschliste der Orte, die ich in diesem Leben noch besuchen wollte.
Die Ostsee gehörte generell nicht zu meinen Favoriten. Nicht, weil sie nicht schön wäre, sondern weil ich einfach kaum dort war. Als Nordseekind mit Juistschwäche ist es mir lange schwer gefallen, die Seiten zu wechseln. Es kam mir ein bisschen wie Verrat vor, was natürlich Blödsinn ist.
Überraschung Fehmarn – unbeschwert und leicht wie ein Windhauch
Im Moment bringt mich Yoga immer wieder an Lieblingsflecken, die vermutlich nie welche für mich geworden wären. Aus dem einfachen Grund, dass ich nie zu ihnen hin gekommen wäre. Ob es ihn nun gibt, den berühmten Zufall? Die Antwort auf diese Frage ist einen neuen Artikel wert.
An meinem freien Tag habe ich mich vom Weissenhäuser Strand aufgemacht, Fehmarn zu erkunden und bin mit einem Lieblingsfleck mehr im Herzen zurück gekommen. Selten habe ich mich so zurückversetzt gefühlt in gute alte Zeiten, in denen von der heutigen Hektik und der rasanten Geschwindigkeit, die die Welt aufgenommen hat, rein gar nichts zu spüren ist.
Große Straßen und Autolärm? Fehlanzeige. Häuserburgen? Gibt es nicht. Dafür bin ich durch jede Menge verschlafene Dörfer gefahren, die für mich genauso aussahen, wie in alten Filmen á la „Die Mädels vom Immenhof“. In Fehmarn schauen die Orte aus wie in einem Freilichtmuseum, mit dem Unterschied, dass hier nichts gestellt sondern einfach so ist: Ein paar schnuckelige, zum Teil windschiefe Backsteinhäuser umringen eine mehr oder weniger große Kirche, meistens gibt es einen kleinen Dorfplatz mit einem alten Baum in der Mitte, der einer um den dicken Stamm gewundenen Holzbank Schatten spendet und natürlich zeigen zwei Ortsschilder an, wie das, was man da gerade durchfährt, heißt und wo es beginnt und endet. Eine Ortsdurchquerung dauert nicht mehr als fünf Minuten und da es sich bei Fehmarn ja um eine Insel handelt, gibt es manchmal nur den Weg zurück.
Straßen führen durch endlose Getreidefelder, die der Wind sanft in wellenartige Bewegungen versetzt. Sie sind umsäumt von knallrotem Klatschmohn und leuchtend blauen Kornblumen. Ich denke an meine Mama und das Sauerland, in dem sie groß geworden ist und an meine Kindheit dort, in der wir zum Balver Wald hinaufstiegen und an Wiesen vorbeiliefen, von denen wir bunte Blumensträuße pflückten, die die Oma später als Geschenk bekam und in einer Vase auf dem Verandatisch drapierte. Ich machte Fotos, die ich später meiner Mutter zeigen würde.
Burg auf Fehrman – die heimliche Inselhauptstadt
Ohne es geplant zu haben, lande ich in Burg, einem pitoresken Örtchen mit imposanter Kirche, das als „Inselmetropole“ und „heimliche Hauptstadt“ der Insel bezeichnet wird. Zurecht, die Stadt Fehmarn darf, wenn ich das so offen sagen darf, durchaus zugunsten Burgs ausgespart werden. Gerade findet eine Kirmes statt und während auf dem Dorfplatz Autoscooter aneinander knallen und Musik und der Geruch von kandierten Mandeln, Zuckerwatte, Würstchen und Hot Dog herüberwehen, flanieren Besucher entlang der alten Kopfsteinpflasterhauptstraße und betrachten die in den Läden ausgestellte neuste Mode. In Shops werden diverse Ostsee-Souvenirs und Strandutensilien angeboten, von denen sich besonders die Kinder angezogen fühlen.
Ich suche Ruhe und eine leckere Waffel.
Zum Kaffee ins “Jedermann” und zum Sonnenuntergang an die Ostküste
Das Café Jedermann liegt ein wenig versteckt in einer der kleinen Gassen, die von historischen, hübsch sanierten Häusern geziert sind. In einem Hinterhof kann man unter einer schattenspendenden Laube sitzen, Limonade und Kaffee trinken und dazu eine ebenso gigantisch große wie leckere Waffel mit Vanilleeis verspeisen. Eine Kellnerin empfiehlt mir, weiter zum Katharinenhof zu fahren, an die Ostküste.
So steuere ich im Licht des späten Nachmittags Fehmarns raue “Steilküste” an, über winzige Straßen und mitten durch Wiesen und Felder, die in der untergehenden Sonne golden zu leuchten beginnen. Am Ende ist es nicht die Küste, die mich staunen lässt, sondern das prächtige Farbenspiel am Himmel und an der Erde, begleitet vom sanften Geräusch des Windes hoch oben in den Kronen der Pappeln. Der Tag neigt sich dem Ende, ich beobachte, wie zwei Männer Typ Naturburschen ihre ihre Kanus aus dem Wasser hiefen und sich nach getaner Arbeit entspannt ein Bier aufmachen. Genau wie ich tun sie nichts, stehen nur da und betrachten das intensive Naturschauspiel, während im Hintergrund Wellen an den Kiesstrand schlagen.
Es fällt mir schwer, mich loszureissen. Von Fehmarn, den Naturbegegnungen und diesem unwiderstehlichen Gefühl des Nichtswollens. Weil einfach alles so bleiben könnte.
Von Fehmarn nehme ich das „heile-Welt-Bild“ mit nach Hause, die Kornfelder in der untergehenden Sonne, das Geräusch von Wind in grünen Baumkronen und die unangestrengte Beschaulichkeit. Ob Fehmarn auch ganz anders sein kann? Ich weiß es nicht. Das finde ich beim nächsten Besuch heraus.
Hier findet ihr einige nützliche Links und Impressionen. Viel Spaß!
Nützliche Links:
Fehmarn – im Meer mittendrin – alles über Fehmarn
Urlaub auf Fehmarn – Ferienwohnungen & mehr
Essen & Trinken:
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